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Gedankenspiele #6 - Teilen oder teilen?

„Früher war Berlin geteilt, heute teilst du Berlin“

Eine Werbung im Vorbeigehen aus dem Augenwinkel. Das Gelb lässt BVG vermuten. Es lässt sich aber nicht einwandfrei bestätigen. Ich werde nicht mehr zurück humpeln. Bin sehr langsam unterwegs derzeit.

Aber der Satz bewegt sich durch meinen Kopf. Du teilst Berlin. Ja, damit ist wohl das digitale Teilen gemeint. Nicht das wirkliche Teilen. Sich die Stadt, das Leben, Essen, den Lebensraum, Freud und Leid teilen. Das ist wohl nicht gemeint. Es sind Fotos und Schnappschüsse gemeint. Fotos von Essen. Nicht das wirkliche Essen.

 

Jedenfalls wurde mir dadurch bewusst, wie unsagbar viel in unserer Zeit „geteilt“ wird. Und wie wenig wirklich geteilt wird. Denn es gibt ja angeblich nicht genug für alle. Es können doch nicht einfach alle kommen. Ich kann doch nicht meinen Wohnraum mit jemandem teilen. Höchstens Fotos von meinem Wohnraum. Von neuen Möbeln oder so. Vielleicht von alten, für die ich Abnehmer suche. Oder vielleicht von meinem Haustier.

 

Vielleicht wollen ja auch gar nicht alle kommen. Einige wollten eigentlich gar überhaupt nicht hier sein. So gar nicht. Aber ihre Eltern hätten sie gerne in Sicherheit gewusst. Tja, da muss man wohl mit, nicht wahr. Manche wären gerne in Schweden. Oder nicht in Berlin, sondern in Bremen, weil da Verwandte sind. Aber so viel Entscheidungsfreiheit hat man nicht. Man kann eben nicht alles haben. Verteilen können wir wohl besser als teilen.

 

Nun ja. Jedenfalls habe ich gemerkt, dass es hilft, in Gesprächen und Diskussionen mit jenen, die sagen, dass doch nicht alle kommen können, meine Geschichten zu teilen. Meine Erlebnisse und Begegnungen, die ich durch meine Arbeit habe. Dass es hilft, durch geteilte Geschichten aus einer beängstigenden „Welle“ einzelne Menschen zu extrahieren. Deren Freud und Leid sichtbar zu machen. Das man dann vielleicht lieber teilen möchte. Jedenfalls habe ich das Gefühl, dass jene, die sagen, es können doch nicht einfach alle kommen, dann ruhiger und nachdenklicher werden. Und das ist ja schon mal was.

 

Deshalb möchte ich in Zukunft meine Geschichten mit euch teilen bzw. die Geschichten der Menschen, von denen ich die Freude habe, sie kennengelernt zu haben. Ihr dürft sie auch gerne weiter teilen mit anderen, wenn ihr mögt.

Ich werde natürlich keine Namen nennen und werde nur Geschichten erzählen, die ich auch erzählen darf. Zwei Menschen haben mir bereits ihr OK gegeben. Jetzt muss ich sie nur noch aufschreiben. Sobald das geschehen ist, werde ich euch einen Link zukommen lassen.

Wenn ihr dann Lust habt, diese Menschen so kennenzulernen wie ich sie kennengelernt habe, könnt ihr den Link verwenden.

 

Wie oft es Geschichten geben wird, kann ich nicht sagen. Denn es dauert ja immer eine Zeit, bis man jemanden kennengelernt hat, nicht wahr.  

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